Freitag, 12. Juli 2013

Meistens stehe ich auf dem Kopf



Ich stehe hier so herum und friste ein stinkendes aber ruhiges Leben. Meistens stehe ich auf dem Kopf, der davon Puterrot angelaufen ist. Wenn ich Glück habe komme ich in frisches sauberes Wasser. Fies nur, dass ich da meistens mit einer harten Bürste abgeschrubbt werde. Ganz pingelige sprühen mich mit einem komischen Spray, nach dem Bad ab. Hätte ich Augen würden diese ohne Ende Tränen. Hätte ich eine Nase würde ich sie rümpfen und hätte ich einen Mund würde ich spucken. Überhaupt wäre mein Leben mit Augen, Nase, Mund und Ohren hart.

Auf die große weiße Keramik neben mir sitzen oft große Wesen. Sie drücken und glucksen, um ihre Essenabfälle in der weißen Keramik verschwinden zu lassen. Merkwürdige Winde sind zu riechen und zu hören. Manchmal ist ein lautes Platsch zu hören. Ganz unangenehm wird es, wenn sich die großen Wesen nicht auf die weißen Keramik setzen, sondern sich davor stellen. Ein lautes Plätschern dringt dabei durch den Raum. Wäre mein Kopf weiß, hätte ich den einen oder anderen gelben Fleck. Haben es die großen Wesen besonders eilig, plätschert und spritzt es besonders stark. Nicht selten stehe ich danach in einer übelriechenden Pfütze neben der weißen Keramik.

Hin und wieder muss mein Holzkörper ausgewechselt werden. Vom vielen Wasser, dem ich immer wieder ausgesetzt bin, wird er morsch. Früher haben große Wesen dazu einen neuen Körper gedrechselt. Das hat immer wieder Spaß gemacht, weil ich dabei schnell gedreht wurde. 

Manche meiner Vorfahren hatten es zumindest teilweise besser. Die wurden nicht mir übelriechenden Windeln und Müllabfällen konfrontiert. Hätten sie jedoch Ohren, wären sie wohl taub. Es gibt große Wesen, die blasen in ein Instrument und es ertönen jazzige Klänge. Nicht dieses unangenehme  Plätschern, sondern mitunter laute metallische Klänge. Um diese etwas zu dämpfen werde ich vor den Trichter gehalten, die sich am Ende der Instrumente befinden. Besonders geschickte große Wesen wackeln mit mir, so dass die metallischen Klänge zwischen laut und leise wechseln.

Herr Duden hat eine besonders nette Beschreibung für meinen Kopf: Halbkugel. Eigentlich Quatsch die Bezeichnung, weil eine Kugel Innen nicht hohl ist, wie mein knallroter Kopf. Noch origineller ist Frau Wiktionary. Sie bezeichnet meinen Kopf als Gummiglocke. Eigentlich Quatsch, weil ich garkeinen Schlegel im Inneren habe und keine metallene Außenhaut, die zum Klingen gebracht werden kann. Aus Metall könnte ich meiner eigentlichen Aufgabe nicht nachgehen. Dadurch, dass mein Kopf aus Gummi ist, mache ich bei meiner Arbeit zischende und plumpige Geräusche. Meine Verwandten in Österreich werden von den großen Wesen als Toilettentoni oder Saughektor bezeichnet. Toni und Hektor gefallen mir als Name garnicht.

Wenn die großen Wesen zu viele Essensabfälle in der weißen Keramik abgelassen haben, beginnt meine eigentliche Arbeit. Wenn ich Augen, Nase, Mund und Ohren hätte, wäre diese Arbeit äußerst unangenehm. Die Reden dann von Verstopfung. Ganz fiese Zeitgenossen schütten da ätzende Flüssigkeiten in die Keramik. Und jetzt könnt ihr euch denken warum Klobürsten weiss sind. Wenn sie es nicht wären, sondern dunkelbraun, würde sie von der ätzenden Flüssigkeit strohblond. Da bleibe ich doch lieber bei meinem Rot und meine Aufgabe bleibt weiterhin pümpeln und saugen und nicht schrubben und bürsten. Und einen Großteil meiner Zeit stehe ich hier so herum und friste ein stinkendes aber ruhiges Leben.

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