Sonntag, 19. Oktober 2008

Große Kunst beim Kleinkunstabend im Kulturzentrum Kleinbahnhof



"Gruppen von Künstlern sollen sich darstellen"

Große Kunst beim Kleinkunstabend im Kulturzentrum Kleinbahnhof/Nur wenige Gäste

Tim Mahnken Osterholz-Scharmbeck.

Virtuos bewegt der Saxofonist die Finger über sein Instrument. Der Blick geht immer wieder zu seinem Partner, der den Kontrabass zupft. Beide Musiker sind voll dabei. Das spürt das Publikum, der Funke springt über. Große Kunst beim zehnten Kleinkunstabend im Kulturzentrum (Kuz)."Musik, etwas für's Auge und das Wort - das sind die drei Säulen der Kleinkunstabende", erläutert Organisator Hans - Martin Sänger. Beim Publikum kommt's an. Als "Sax 'n Bass" die Bühne verlassen, reißt der Applaus nicht mehr ab. Mit ihren Jazzstandards haben Micha Keding (Kontrabass) und Marco Priedöhl (Saxofon) die Zuschauer beeindruckt. Zu zweit auf der Bühne - das mache unheimlich Spaß, erzählen die Künstler. "Wir haben unsere Musik auf Bass und Melodie - also auf das Wesentliche - reduziert", erzählt Keding. Das lasse Freiräume für Improvisationen und neue Ideen. Das Publikum dankt: "Unbeschreiblich" findet jemand keine Worte.

Musikalisch war's das jedoch lange nicht. Die "White Gospel Singers" sind auch mit von der Partie. "Wir wollen einen Ausschnitt aus unserem Reportoire geben", betont Chorleiterin Heilke Wellmann. Darunter Stücke wie "He's Got The Whole World In His Hand" oder "Go Down, Mose". Schnell findet der Gospelchor seine Fans.

Etwas für's Auge bieten "Fire & Magic". "Fire & Magic" - dahinter verbergen sich Birgit Holle und Stefan Köhler - Holle. Das Paar zieht die Zuschauer sofort in ihren Bann. Wie das? Sie binden das Publikum ein. "Todesmutige" Männer und Frauen sind gefragt. Nur findet sich keiner. Da muss Martina herhalten. Über Scherben soll sie laufen. Traut sie sich? Ja. Die Scherben knirschen, sie verzieht ihr Gesicht - "Aua" ruft jemand aus dem Publikum. Nichts passiert, alles gutgegangen. Alles gut geht auch, als Köhler - Holle sich mit freiem Oberkörper auf die Scherben legt und sich eine Frau auf ihn draufstellen muss.Der andere Teil des Duos beeindruckt mit einer Fackel - Show: Holle bewegt die Fankeln überkreuz, in alle Richtungen. Den Zuschauern verschlägt es die Sprache. Gezaubert wird auch noch. Köhler - Holle bringt eine Nummer mit Hasen - aus Holz. Seit sieben Jahren führe er das schon auf, sagt er.

Das Wort hat Anja Ulbig. Die Autorin liest zwei ihrer Kurzgeschichten: "Linie 11" und "Flucht nach vorn" - Da geht es schaurig bis makaber zu. "Die Geschichten entstehen aus der eigenen Erfahrung", erzählt die Bremerin. Diese Erfahrungen habe sie nur weitergedacht und verfremdet - bis ins Absurde. "Um zu zeigen, dass ich auch anders kann", liest sie zum Abschluss ncoh ein Gedicht. Hans - Martin Sänger ist zufrieden: Zwar seien nicht so viele gekommen. Der kleine Raum trage aber eine Menge zur guten Atmosphäre bei. Sänger ist einer der Mitbegründer der Kleinkunstabende. "Kleine Gruppen von Künstlern sollen sich darstellen können", erklärt er das Konzept. Abende dieser Art finden auch in Bremen statt. Hat er anfangs oft sich selbst auf die Bühne gestellt, so greift er heute verstärkt auf andere Künstler zurück. Er habe schon einen richtigen Fundus, sagt er. Sänger sieht die Kleinkunstabende als Nachwuchsförderung: "Wir sind immer aufgeschlossen für Leute, die auftreten wollen."

Osterholzer Kreisblatt, 19.3.2001

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